4x4 Safari durch Namibia und Botswana mit Barbara, Karin, Lars, Marcel und Paul (Juni 2016)

Wel­come to Namib­ia!               

Nach einem ruhi­gen Nacht­flug warten wir mehr oder doch weniger erholt in der kleinen Ankun­ft­shalle des Hosea Kutako Inter­na­tion­al Air­ports bis wir an der Rei­he sind. Unsere Reiseg­ruppe beste­ht aus mir (Reise­leitung), meinem Fre­und Lars (Chefkoch), seinem Vater Paul (Kam­era­mann) und unseren Fre­un­den Bar­bara (Tier­spurenken­ner­in) und Mar­cel (Experte im Sand­fahren). Endlich ist es soweit: mit gle­ichgültiger Miene knallt der Immi­gra­tion Offi­cer den ersehn­ten Ein­reis­es­tem­pel in unsere Pässe. Wel­come to Namib­ia! In gemütlichem Tem­po erledi­gen wir den Papierkram bei der Autover­mi­etung Bushlore und lassen uns die bei­den Fahrzeuge inklu­sive Dachzelt und Campin­gaus­rüs­tung erk­lären. Einige Stun­den später hal­ten wir endlich die Schlüs­sel unser­er fast nigel­nagel­neuen Toy­ota Land­cruis­er in der Hand und brausen vor­sichtig im Linksverkehr los. Es ist bere­its dunkel als wir in unserem Guest­house mit­ten in Wind­hoek ankom­men, schnell unter die Dusche sprin­gen und den Abend in einem gemütlichen Restau­rant bei Spring­bock-­-Steak und Rotwein ausklin­gen lassen.

Zeit­ig brechen wir am näch­sten Mor­gen auf und fahren über den sehr steilen Spreet­shoogte Pass nach Sos­susvlei. Vom Aus­sicht­spunkt auf dem Pass lassen wir den Blick über die grandiose karge Land­schaft schweifen bis hin zu den Dünen der Namib am Hor­i­zont. Kurz vor Son­nenun­ter­gang erre­ichen wir den Camp­ing­platz in Sos­susvlei. Schnell sind die Dachzelte aufgestellt, ein gemütlich­es Feuer ent­facht und bei brutzel­n­dem Steak stossen wir mit Wind­hoek Lager und Savan­na auf den gelun­genen Start unser­er drei­wöchi­gen Afrikareise an. Noch im Dunkeln brechen wir am näch­sten Mor­gen auf um die Dünen bei Son­nenauf­gang bewun­dern zu kön­nen. Gar nicht so ein­fach im Stock­dunkeln die berühmte Düne 45 in ein­er Wüste von Dünen zu find­en! Anhand der vie­len Autos und Reise­bussen wird dann aber doch klar welch­es die gesuchte Düne sein muss. Zusam­men mit unzäh­li­gen Touris­ten beobacht­en wir wie sich tausende von Sand­dü­nen leuch­t­end rot fär­ben. Bevor es zu heiss wird, machen wir uns auf den Weg zur knapp 350 Meter hohen Sand­düne Big Dad­dy. In kon­stan­tem Tem­po geht es zwei Schritte vor­wärts und einen zurück. Der Wind bläst bere­its uner­bit­tlich Sand um uns herum. Keuchend ste­hen wir irgend­wann zuoberst auf Big Dad­dy und bestaunen das atem­ber­aubende Panora­ma -­- wir sind umgeben von tausenden Sand­dü­nen und tief unter uns liegt der aus­getrock­nete Salzsee Dead Vlei mit seinen abgestor­be­nen hun­dertjähri­gen Bäu­men. Am Abend beobacht­en wir wie sich am Hor­i­zont riesige Wolken auftür­men. Plöt­zlich bricht ein heftiger Sturm los, der die Dachzelte gefährlich flat­tern lässt. Als kurz nach Mit­ter­nacht die ersten schw­eren Tropfen fall­en, bauen wir unsere Zelte schnell ab und quetschen uns in die Fahrerk­abine des Toy­otas. An Schlaf ist in dieser Sar­di­nen­büchse nicht zu denken! Irgend­wann legt sich der Sturm und im Schein der funkel­nden Milch­strasse bauen wir die Zelte wieder auf.

Tier­begeg­nun­gen in Botswana

Über Keet­man­shoop vor­bei an den pit­toresken Köcher­bäu­men geht unsere Reise weit­er Rich­tung Botswana. Kurz vor der Gren­ze ver­steck­en wir unsere Milch-­- und Fleis­ch­pro­duk­te damit sie nicht kon­fisziert wer­den. Der Gren­züber­gang Mata Mata beste­ht aus einem kleinen Gebäude, zwei Beamtin­nen die den Papierkram erledi­gen und einem Mil­itärof­fizier der einen kurzen Blick auf unsere Fahrzeuge wirft – an ein­er Inspek­tion der Kühlbox scheint er kein Inter­esse zu haben. Ein paar aus­ge­füllte For­mu­la­re später öffnet sich das Met­all­tor und wir befind­en uns nicht nur in Botswana son­dern direkt im gren­züber­schre­i­t­en­den Kgala­ga­di Trans­fron­tier Nation­al Park. Das Naturschutzge­bi­et liegt in der kar­gen Kala­hari­wüste und wird von meist trock­e­nen Fluss­bet­ten sowie far­bre­ichen Sand­dü­nen bes­timmt. Jet­zt kurz nach der Regen­zeit sind die weni­gen Bäume und Büsche immer noch grün. Die näch­sten drei Tage ver­brin­gen wir mit vie­len Safar­i­fahrten und ein­drück­lichen Tier­begeg­nun­gen: eine Gruppe Giraf­fen frisst genüsslich mit ihren lan­gen Zun­gen die Blät­ter zwis­chen den dorni­gen Ästen ein­er Akazie raus, riesige Spring­bock-­- und Gnuher­den grasen in den ebe­nen Fluss­bet­ten, ver­spielte Erd­män­nchen posieren für unsere Fotos, eine Gepar­den­mut­ter bewacht nicht nur ihre drei Jun­gen son­dern auch die erlegte Beute, ein Rudel Löwin­nen son­nt sich zusam­men mit dem Nach­wuchs auf einem Hügel und plöt­zlich schle­icht wie aus dem Nichts ein Leop­ard aus dem hohen Gras und über­quert direkt vor uns die staubige Sand­piste, son­nt sich auf einem Baum­stamm und beobachtet die grasende Spring­bock­herde, welche wiederum jede sein­er Bewe­gun­gen aufmerk­sam reg­istri­ert. Die Tage verge­hen wir im Flug und schon bald ver­lassen wir den Park in nördliche Rich­tung über sehr ein­same Pis­ten – gele­gentlich springt ein aufgescheuchter Kudu oder ein Oryx aus dem Gebüsch. Im kleinen Örtchen Nos­sob füllen wir noch ein­mal unsere Dieseltanks auf und fahren dann mehrere Stun­den über sehr sandi­ge Pis­ten Rich­tung Kaa Gate. Da auf dieser Strecke kaum Fahrzeuge unter­wegs sind, ist die Piste nur schwierig zu erken­nen. Ohne GPS-­-Gerät hät­ten wir die Abzwei­gung zu unserem näch­sten Über­nach­tungsplatz niemals gefun­den. Am späteren Nach­mit­tag erre­ichen wir unser Ziel – eine sandi­ge Fläche mit einem ver­wit­terten Holzschild Camp­ing. Die verbleibende Zeit bis zum Son­nenun­ter­gang ver­brin­gen wir mit ein­er Wür­fel­runde Jazzy, Spuren­suche im Sand (…sieht aus wie ein Löwe oder?!), Sun­down­er geniessen und Nacht­essen zubere­it­en. Kurz bestaunen wir noch den ster­nen­re­ichen Nachthim­mel und ver­suchen das Tierge­brüll zu bes­tim­men (…tönt wie ein Löwe oder?!) und kriechen erschöpft in unsere Dachzelte.

 

Am näch­sten Mor­gen sind wir wiederum zeit­ig auf den Beinen, pack­en mit­tler­weile gekon­nt unsere Dachzelte ein, schlür­fen in der noch sehr kühlen Mor­gen­luft einen heis­sen Tee und fahren weit­er Rich­tung Park­gren­ze. Dort angekom­men wer­den wir von ein­er net­ten Rangerin begrüsst – wir sind das erste Fahrzeug seit drei Tagen – und tra­gen uns in das grosse schwarze Buch ein, zeigen unsere Reser­va­tion­skopi­en und fahren auf ein­er schö­nen aber wiederum sehr sandi­gen Piste weit­er Rich­tung Cen­tral Kala­hari. Das Cen­tral Kala­hari Game Reserve liegt im Herzen Botswanas und umfasst ein Gebi­et gröss­er als die Schweiz. Die Land­schaft ist geprägt von der Trock­en­sa­vanne und viele der Flus­släufe sind zu trock­e­nen Salz­tonebe­nen ver­stein­ert. Unser ein­sames Camp ist karg aus­ges­tat­tet: ein flach­er Platz mit einem Plump­sk­lo, ein­er Kessel­dusche ohne Wass­er dazu ein her­rlich­er Aus­blick über die Savanne, atem­ber­aubende Son­nenun­tergänge und Löwenge­brüll in der Nacht. Als wir eines Mor­gens wie gewöhn­lich von ein­er län­geren Pirschfahrt zurück­kom­men, tre­f­fen wir auf eine ein­same Giraffe die am Wasser­lock trinken möchte. Ver­schreckt springt sie ins Gebüsch und traut sich erst nach ein­er gefühlten Ewigkeit wieder her­vor. Um einen Schluck Wass­er zu trinken muss sie ihre lan­gen Vorder­beine weit spreizen und ihren lan­gen Hals bück­en – was nicht nur komisch aussieht, son­dern sie extrem angreif­bar macht, weshalb ein Schluck Wasser­trinken nur einige Sekun­den dauert. Allmäh­lich füllt sich das Wasser­loch mit Oryx-­- und Gnuher­den, eine Gruppe Spring­böcke tra­bt auch noch aus dem Dor­nenge­büsch, eben­so eine weit­ere Giraffe mit ihrem Jun­gen – was für ein her­rlich­er Anblick! Einige Tage später tre­f­fen wir kurz vor Parkaus­gang auf drei Gepar­den, die sich mit­ten auf der Sand­piste son­nen. Sofort hal­ten wir an und beobacht­en mit geban­nten Blick­en wie sie sich aufricht­en und grazil am Auto vor­bei ins näch­ste Gebüsch spazieren.

Erleb­nis­re­iche Flussfahrten

Unsere Reise geht weit­er zum Oka­van­go Delta, wo wir direkt am Ufer des riesi­gen Deltas campieren. Auf ein­er gemütlichen Boots­fahrt erfahren wir von unserem ein­heimis­chen Guide Har­ald inter­es­sante Dinge über die Flo­ra und Fau­na des Deltas. Als plöt­zlich nur einige Meter vor uns der Kopf eines Hip­pos auf­taucht, wird unser Cap­tain unruhig. Schnell machen wir ein Foto und dann gibt er Gas und bringt einen grossen Sicher­heitsab­stand zwis­chen Boot und Hip­po. Aus guten Grund: Hip­pos zählen zu den aggres­sivsten Tieren in Afri­ka, da sie bedin­gungs­los ihr Ter­ri­to­ri­um vertei­di­gen. Am mor­gen find­en wir frische Hip­po-­-Spuren direkt neben dem Auto – zum Glück haben wir im Dachzelt über­nachtet und nicht wie unsere südafrikanis­chen Nach­barn direkt auf dem Boden. Bevor wir unsere Fahrzeuge in Kasane zurück­geben, besuchen wir noch das More­mi Game Reserve und den Chobe Nation­al Park. Unser let­zter Camp­ing­platz ist berühmt für seine Ele­fan­ten, die sich frei über den gesamten Platz bewe­gen und auch schon Autos aufge­brochen haben auf der Suche nach Zitrusfrücht­en. Sicher­heit­shal­ber haben wir schon seit ein­er Woche darauf verzichtet. Als wir kurz nach dem Lunch gemütlich in unseren Camp­ingstühlen relax­en, schle­icht plöt­zlich keine fünf Meter ent­fer­nt ein aus­gewach­sen­er Ele­fant mit­ten über unseren Platz. Bewe­gungs­los bleiben wir sitzen und schauen ihm geban­nt beim Fressen zu – schade befand sich die Kam­era im Auto! In Kasane wer­den unsere Fahrzeuge von zwei Ein­heimis­chen abge­holt und zurück nach Wind­hoek gefahren und wir bleiben in der idyl­lis­chen Chobe Safari Lodge direkt am gle­ich­nami­gen Fluss. Am Nach­mitt­tag unternehmen wir eine Boots­fahrt auf dem Chobe Riv­er und beobacht­en wie mehrere Ele­fan­ten mit­ten im Wass­er auf schwim­menden Inseln genüsslich Gras fressen. Mit ihrem lan­gen Rüs­sel reis­sen sie die Gras­büschel aus und waschen sie dann mehrmals im Wass­er bevor sie sie ver­schlin­gen. Unser Guide erk­lärt uns, dass der Grund dafür die Zähne der Ele­fan­ten sind. Je länger die Zähne hal­ten, desto älter wird ein Ele­fant, bei kaput­ten Zäh­nen dro­ht der Tod durch Ver­hungern. Am Ufer wälzen sich riesige Ele­fan­ten­her­den mit ihren ver­spiel­ten Jun­gen im Schlamm und mehrere Grup­pen Hip­pos suhlen sich im Sumpf. Eines reist direkt vor unseren Augen sein riesiges Maul auf – schon ein furchte­in­flössender Anblick!

Abstech­er nach Sim­bab­we

Als krö­nen­der Abschluss unser­er Reise besuchen wir die Vic­to­ri­afälle, eine der grössten und spek­takulärsten Wasser­fälle unseres Plan­eten. Über eine Abbruchkante von fast zwei Kilo­me­tern stürzt der gewaltige Zam­bezi Riv­er gut 110 Meter in die Tiefe. Auf einem Rundweg auf der anderen Schlucht­seite bestaunen wir die Fälle, wagen beim rutschi­gen Dan­ger Point einen Blick in die tiefe Schlucht und wer­den triefend nass von der gewalti­gen Gis­cht. Lei­der geht unsere Reise am näch­sten Tag zu Ende und wir müssen Sim­bab­we bere­its wieder ver­lassen. Nach einem kurzen Flug befind­en wir uns wieder im Inter­na­tion­al Air­port von Johan­nes­burg und sehen in ein­er Sport­bar ger­ade noch wie sich die Schweiz im Penal­tyschiessen mit einem Schuss neben das Tor von der EM ver­ab­schiedet. Kurz darauf ertönt die Laut­sprecher­durch­sage: Flight LX 289 to Zurich board­ing at Gate A1 und auch wir ver­ab­schieden uns von drei Wochen unvergesslichen und erleb­nis­re­ichen Aben­teuer­fe­rien im südlichen Afri­ka.

 

Text: Karin Frischknecht

Fotos: Karin Frischknecht, Lars und Paul Scheib­ling, Bar­bara und Mar­cel Schmid

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